Jeder will es, nur wenige verstehen etwas davon. Nach dem Hype um Virales Marketing ist inzwischen der Begriff “Social Media” in aller Munde. Was bedeutet dieser Begriff eigentlich?
Wikipedia bietet eine schöne Definition an: “Social Media sind eine Vielfalt digitaler Medien und Technologien, die es Nutzern ermöglichen, sich untereinander auszutauschen und mediale Inhalte einzeln oder in Gemeinschaft zu gestalten.”
Dabei gilt es, den verbindenden Effekt als Gemeinschaft und die Einbeziehung realer Kontakte zu berücksichtigen. Zunächst hat Social Media also gar nichts mit Werbung oder Marketing zu tun. Inzwischen nutzt die Werbewirtschaft mit ihren Kunden aus Industrie und Handel diesen nicht mehr ganz so neuen “Kanal” immer intensiver. Social Media ist “schick” und wer in der Branche etwas auf sich hält, weiß natürlich Bescheid und ist “der” Experte für Social Media.
Durch den intensiven Einsatz von Social Media-Instrumenten und Plattformen für Werbezwecke entstehen Überschneidungen zwischen Viralem Marketing und Social Media-Marketing. Gute Angebote im Internet werden eben von Social Media-Nutzern untereinander empfohlen. Egal ob es ein “viraler” Werbespot oder eine geniale Facebook-Seite einer bekannten Marke mit tollen Inhalten ist. Zur Steigerung dieses Effekts wird beispielsweise der überall auftauchende “Gefällt mir”-Button eingesetzt. Mit diesem “Allheil-Button” wird geradezu inflationär versucht, Verknüpfungen von einzelnen Nutzern und deren Netzwerken zu kommerziellen Seiten in und um Facebook herzustellen. Der Erfolg bleibt nicht aus. Es handelt sich um ein sehr effektives Instrument.
Werber und Marketingchefs aus aller Welt liebäugeln mit Blogs, Foren, Facebook- und Twitter-Accounts oder sind schon mittendrin, statt nur dabei. Sie versprechen sich gute PR und Werbung für wenig Geld. Ob dieses Versprechen immer erfüllt wird, stelle ich in Frage. Kein Auftritt in diesen Medien ist besser, als ein “toter” oder schlecht gemachter Auftritt.
Als Faustregel gilt: ganz oder gar nicht.
Viel wichtiger als ein Hals über Kopf realisierter Auftritt im Social Media-Umfeld ist als erster Schritt eine “saubere” Visitenkarte im Netz: Ihre Homepage. Diese sollte aktuell sein und Ihr Unternehmen professionell repräsentieren. Dazu gehört neben einer professionellen Präsentation Ihres Unternehmens mit allen Unternehmensbereichen eine Liste mit aktuellen Ansprechpartnern Ihres Vertriebs (schön fotografiert, versteht sich) und Kundenservices sowie eine Rubrik “News”. Hier finden Ihre Besucher Neuigkeiten aus Ihrem Unternehmen und der Branche – und nicht einen Beitrag aus grauer Vorzeit. Diese News sollten einfach per Klick auf den eben schon genannten Social-Media-Plattformen teilbar sein. Wallpaper und nützliche Tools wie branchenspezifische Lexika, der aktuelle Katalog als PDF, Tipps & Tricks, eine Stellenbörse oder für Handelstreibende ein Onlineshop runden Ihre Website ab. Ihrer und der Phantasie Ihrer Werbeagentur bzw. Marketingabteilung sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Wenn Sie den Schritt in Richtung Social Media wagen möchten, brauchen Sie zunächst ein gutes Social Media-Konzept und Manpower für das Projekt. Überlegen Sie sich, welchen Mehrwert Sie Ihren (Neu-) Kunden bieten möchten. Mehrwert? Genau. Menschen sehen sich im Internet nur Dinge an, die sie interessieren, belustigen oder eben einen echten Mehrwert bieten. Je schicker und interessanter eine Website daherkommt, desto größer ist in der Regel das Interesse. Ihre Präsenzen auf z. B. Facebook, MySpace, Twitter oder Ihr eigener YouTube-Channel sollten folglich professionell und ansprechend gestaltet sein. Es schadet absolut nichts, wenn der Auftritt zu Ihrer Corporate Identity passt. Außerdem stellt sich die Frage: Wer soll’s machen? Wer wird die fertig eingerichteten Accounts täglich mit Leben füllen, relevante Infos zusammentragen?
Wählen Sie Mitarbeiter aus, die sich für das Thema begeistern. Es müssen nicht immer externe Experten sein. Jemand, der privat einen Twitter-Account betreibt und alle paar Stunden einen Tweet schreibt, ist häufig der Beste für den zusätzlichen Job. Aber Die- oder Derjenige müssen geschult werden. Von Profis. Und für die neue Aufgabe Zeit bekommen. Sie hören richtig: Social Media – Aktivitäten benötigen ein festes Zeitkontingent, das Sie in der Personalplanung berücksichtigen müssen. Wie finden Sie den richtigen Mitarbeiter für das Thema? Ganz einfach: Wer nach einer internen Anfrage oder einem E-Mail-Aufruf am lautesten “Hier!” schreit, bringt in aller Regel die größte Begeisterung für das Thema mit. Neben einem guten Durchhaltevermögen und etwas Schreibtalent ist es vor allem das, was Sie brauchen. Stellen Sie aber von Anfang an klare Spielregeln gemeinsam mit Ihrem PR-Verantwortlichem auf. Klären Sie vorab, was geht und was nicht. Zensuren sind allerdings tabu.
Wenn Sie nun beispielsweise auf Twitter einen Account mit einem ansprechenden, professionellen Hintergrund nach Ihrer Corporate Identity angelegt haben, liegt es an diesem Verantwortlicher, den Account am Leben zu halten.
Ihr Social Media Auftritt ist wie ein Tamagotchi: wird er nicht regelmäßig gefüttert, stirbt er nach kurzer Zeit.
Tägliche Neuigkeiten rund um das geschäftliche Thema Ihres Unternehmens sichern ein stetes Wachstum Ihres Accounts. Für Facebook und andere Social Networks gilt annähernd das Gleiche. Neben einem begeisternden Design müssen Sie mit Inhalten überzeugen, die informativ, witzig und kurzweilig sind. Bieten Sie Ihrer Zielgruppe verbindende und relevante Inhalte an, die Ihrem Besucher/Follower/Freund einen Mehrwert bieten. Das kann auch ein Restposten sein, den Sie für die ersten 20 Follower, die sich melden, zu einem Schnäppchenpreis verschleudern.
Best Practice zum Anschauen und Lernen: das Modelabel Burberry, der Getränkehersteller RedBull oder Heidi Klum auf Facebook. Für Personen des öffentlichen Lebens ist Twitter nach wie vor der PR-Kanal Nummer eins: Katy Perry, Barack Obama, Heidi Klum aber auch das Unternehmen Lufthansa zeigen wie’s geht.
Das ist aber erst der Anfang. Social Media eröffnet zahlreiche Möglichkeiten für tolle Gewinnspiele, Werbekampagnen und unzählige Kundenbindungs- und Akquise-Strategien. Aber seien Sie vorsichtig: Ihre Besucher und “Anhänger” sind scheu wie Rehe. Zeigen Sie nie offensichtlich, dass Sie eigentlich etwas verkaufen möchten. Ihr Vertrieb hat bei Social Media-Projekten nichts zu suchen. Es geht um Imagebildung und einen zusätzlichen PR- bzw. Werbekanal.
Eines darf man im Internet auch nicht vergessen: Sie begeben sich in eine Umgebung, in der Sie die Kontrolle über pr-relevante Inhalte verlieren können. Aber das ist nun einmal die Natur des Internets. Behalten Sie daher im Auge, was über Sie in den einschlägigen Verbraucherportalen, Foren und Social Networks geschrieben wird.
Viel Erfolg! Man liest sich…
Beste Grüße aus dem Kreativbüro
Ihr Texter Stefan Thönes
PostScriptum aus dem Jahr 2019:
Der Beitrag stammt aus 2010 – inzwischen nehmen Online-Marketing, Influencer-Marketing sowie Social Media im Allgemeinen einen wesentlich höheren Stellenwert im Marketing ein.